• Header Image 1
  • Header Image 2
  • Header Image 3
  • Header Image 4

Interview

Guten Tag Nadja und Stefan. Schön, dass Sie Zeit haben, mir und meinen Lesern ein paar Fragen zu beantworten.

 

Wie sind Sie denn zur Osteopathie gekommen?

Wir hatten damals in der Physiotherapie-Ausbildung eine Lehrerin, die zu dieser Zeit selbst in osteopathischer Ausbildung war. Sie hat uns davon begeistert erzählt und auch die ein oder andere osteopathische Technik beigebracht. Daraufhin war uns ziemlich schnell klar, dass das auch unser Weg werden könnte. Nach Abschluss unserer Ausbildung haben wir direkt das Osteopathie-Studium begonnen und bis heute keinen einzigen Tag bereut.

 

Was unterscheidet denn die Osteopathie von den anderen Behandlungsmethoden, die es so gibt?

Osteopathie sucht nach der Stelle im Körper, an der Gesundheit zu finden ist, der Ort, an dem Selbstheilung möglich wird. Das ist wohl einer der größten Unterschiede, denn viele andere Behandlungsmethoden suchen meist blind nach Krankheit.

A.T. Still sagte dazu: „ Krankheit kann jeder finden. Gesundheit zu finden sollte die Aufgabe des Behandlers sein.“

 

Und Sie Stefan? Wie sehen sie das?

Ganz genauso. Die Osteopathie bietet mir die Möglichkeit, den Menschen als Ganzes dort abzuholen, wo er gerade steht. Unvoreingenommen jeglicher bisheriger Diagnosen und Befunde, kann ich mir ein genaues Bild vom Menschen machen, um ihn dann dort zu behandeln, wo sein Körper mich hinführt. Oft ist die Stelle, an der ich behandle, nicht die mit den Schmerzen!

 

Können Sie mir das an einem Beispiel erklären? Ich zum Beispiel habe seit langem Schmerzen in der rechten Schulter! Wie muss ich mir nun eine Behandlung vorstellen?

Also zunächst einmal beginne ich mit einem kurzen Gespräch über Ihre Geschichte. Danach folgt die körperliche Untersuchung von allen Systemen im Körper. Also von Gelenken und Knochen, von den Organen und den Gefäßen bis hin zu den Faszien, die alles miteinander verbinden. Und natürlich untersuche ich auch den Schädel mit seinen Knochen, Hirnhäuten und dem Nervensystem.

Darüber hinaus gibt es noch das gesamte fluidisch-energetische System, welches auch in Dysfunktion sein kann und möglicherweise verhindert, dass man gesund wird.

Nach all diesen Informationen beginne ich mit der Behandlung. In Ihrem Beispiel könnte es sein, dass die Behandlung an der Leber beginnen muss, um die Schulter zu befreien. Denn es gibt fasziale Verbindungen zwischen Leber und Schulter.

 

Das klingt ja sehr komplex, wie lange dauert es denn, bis man diese Zusammenhänge kennt?

Die Ausbildung hat 5 Jahre gedauert. Jedoch lernen wir an jedem unserer Patienten weiter. Das heißt, dass man als Osteopath eigentlich nie ausgelernt hat und immer ein bisschen „Student“ bleibt.

Aber so kompliziert, wie es sich vielleicht anhört, ist die Osteopathie auch wieder nicht.

Stellen Sie sich vor, Sie lernen Gitarre spielen. Am Anfang ist es nur ein Holzkasten mit sechs Saiten, der komisch klingt.

Mit der Zeit und etwas Übung erkennt man darin aber mehr. Man lernt die Saiten mit einem bestimmten Druck, in einer bestimmten Reihenfolge, etc. zu spielen. Man übt und übt und auf einmal ist es ganz einfach, diesem Instrument harmonische Melodien zu entlocken. Das geht dann sogar ohne nachzudenken.

Ganz ähnlich ist es mit der Osteopathie auch. Am Anfang steht da ein fast endlos erscheinender Berg an Techniken, Hintergrundwissen und Anatomie. Wenn man dann aber erst einmal gelernt hat, mit dem "Instrument" Mensch zu spielen, ist es ganz leicht. Es wird dann zu einer Art Kunst, mit dem richtigen Gespür und dem richtigen Gefühl das Gewebe zu untersuchen und zu behandeln.

 

Und Sie spielen doch sogar Gitarre?

Ja genau. (Nadja lacht) Das war für mich allerdings fast schwieriger zu erlernen als die Osteopathie.

 

Okay, zurück zum Thema. Gibt es für Sie denn Grenzen, Dinge, die Sie nicht behandeln?

Nein.

 

Aber was ist denn zum Beispiel mit psychischen Erkrankungen, oder auch mit Krebs?

Osteopathie kennt für uns wirklich keine Grenzen! Die einzige Grenze ist der Therapeut selbst. Wir sind eben auch nur Menschen, mit allem, was dazu gehört.

Bei Patienten mit psychischen Leiden ist allerdings eine psychotherapeutische Behandlung unabdingbar, jedoch kann eine osteopathische Begleitung hier sehr sinnvoll sein.

Ich möchte das kurz an einem Beispiel erklären. Wenn Sie einen Unfall nur sehen, geschehen in Ihrem Körper, neben dem psychischen Schock, auch organische Veränderungen. Ihr Puls steigt, ihr Magen zieht sich zusammen, Stresshormone werden ausgeschüttet usw. Die Folge sind zum Beispiel Verkrampfungen der Muskulatur und Blockaden der Gelenke. Ihr Körper funktioniert in einer extremen Ausnahmesituation beeindruckend als EINHEIT. Vieles reguliert ihr Körper dabei ganz alleine mit Hilfe der Zeit. Manchmal jedoch bleiben Traumata in den Geweben bestehen und das führt unter anderem zu schlechteren Fließgeschwindigkeiten, welches ein adäquates Reagieren in neuen Stresssituationen nicht mehr möglich macht. Gerade diese im Gewebe festgesetzten Traumata kann man osteopathisch sehr gut lösen.

Dasselbe gilt natürlich auch bei Krebserkrankungen. Auch hier ist eine schulmedizinische Versorgung unabdingbar. Jedoch kann auch hier die Osteopathie helfen, zum Beispiel Nebenwirkungen der Chemo zu lindern.

 

Arbeiten Sie mit Ärzten oder anderen Therapeuten zusammen?

Wir sind immer an einer Zusammenarbeit interessiert. Wir sind ganz offen und lassen jeden seinen Weg gehen. Oft sind es ja viele Faktoren, die zur Gesundung beitragen. Die Osteopathie ist da nur eine Möglichkeit unter Vielen.

 

Was halten Sie von der Schulmedizin im Allgemeinen?

Es gibt viele gute Ärzte bei uns, die gute Arbeit machen. Leider haben wir Osteopathen bei manchen immer noch einen schweren Stand. Das ist etwas, das wir gar nicht verstehen können, da wir glauben, dass sich beides sehr gut ergänzen könnte.

Wenn ein Patient zum Beispiel eine akute Blinddarmentzündung hat, muss der Blinddarm wahrscheinlich operativ entfernt werden. Das können wir Osteopathen gar nicht. Aber wir könnten so einem Patienten wahrscheinlich in der Anschlussbehandlung helfen.

Einer unserer Lehrer sagte einmal: „ Wenn die Osteopathie eine Alternative zur Schulmedizin ist, dann sollte auch die Schulmedizin eine Alternative zur Osteopathie sein.“

 

Behandeln Sie eigentlich auch Kinder?

Osteopathie funktioniert in jedem Alter. Bei Männern und Frauen genauso, wie bei Säuglingen, Kleinkindern und Kindern. Durch die generell weicheren Strukturen bei Kindern lösen sich die Beschwerden häufig sogar viel schneller.

 

Mit welchen Beschwerden kommen denn schon die Allerkleinsten?

Das ist sehr vielfältig. Das können zum Beispiel Geburtstraumen sein, Probleme beim Trinken oder bei der Verdauung. Unruhige Kinder oder Schreibabys. Kinder mit Schiefhals oder mit verformten Kopf, X-Beinen, etc...

Es gibt Kinder, die hier noch gar nicht auf dieser Welt angekommen sind, auch denen hilft Osteopathie.

 

Wäre es Ihrer Meinung nach gut, wenn man regelmäßig zum Osteopathen geht, auch, wenn es einem gerade gut geht?

Das kann man so pauschal gar nicht sagen. Es gibt Menschen, denen eine regelmäßige Behandlung einfach gut tut. Auch, wenn man gerade keine Schmerzen hat, kann es sinnvoll sein, wenn man sich untersuchen und evtl. behandeln lässt. Gerade in der heutigen Zeit geschehen laufend Dinge, die eine Dysfunktion entstehen lassen können. Löst man diese zeitnah wieder auf, entstehen Schmerzen erst gar nicht.

Aber man kann es eben auch übertreiben. Nicht jede kleine Dysfunktion muss direkt behandelt und behoben werden. Man kann auch erst mal abwarten und schauen, in wie weit es der Körper selbst schafft, das Problem zu beheben.

Bei Kindern, denke ich, wäre es gut, regelmäßig - so wie man zu den U-Untersuchungen zum Kinderarzt geht - auch zum Osteopathen zu gehen. So können eventuelle Blockaden rechtzeitig gelöst werden und das Kind hat es dann leichter „groß“ zu werden. Vielen möglichen Beschwerden in späteren Jahren könnte man so wohl vorbeugen.

 

Was wäre das zum Beispiel?

Das wären dann Skoliosen, Aufmerksamkeitsstörungen oder auch Zahnfehlstellungen. Dann brauchen die Kinder evtl. keine oder nur kurz eine Zahnspange. Das sollte im optimalen Fall mit dem Kieferorthopäden abgesprochen werden.

 

Behandeln Sie sich auch selbst?

Wir behandeln uns immer mal wieder gegenseitig. Aber auch nicht übertrieben oft, wir sind gesund (beide schmunzeln).

 

Manchmal wirkt es ja wie Handauflegen, was passiert da eigentlich wirklich?

Die Behandlung ist oft sanft und es werden nur ganz kleine Bewegungen ausgeführt. Jeder Patient ist individuell und das bezieht sich auch auf seine Wahrnehmung. Es gibt Patienten, die sehr sensibel sind und einiges „mitspüren“. Ich möchte aber an dieser Stelle sagen, dass es darum nicht geht und man nicht enttäuscht sein sollte, wenn es nicht " warm wird oder kribbelt". Das ist wie im Yoga, bitte keinen Leistungsstress entstehen lassen.

Bei uns darf man die Behandlung auch einfach genießen und sich entspannen, die Veränderung geschieht so oder so. Das kann auch erst einige Zeit nach der Behandlung sein, denn schließlich sind es die Selbstheilungskräfte die etwas verändern.... Für den Behandlungserfolg ist es also absolut nicht nötig, jede kleine Bewegung oder Veränderung direkt mitzuspüren.

Bei vielen Körpersystemen (z.B. Arterien, Lymphe oder Faszien) darf man keinen Druck ausüben, sonst spürt man nichts, daher wirkt es wie „Handauflegen“. Wir wissen allerdings sehr genau, was gerade in der Tiefe unter unseren Händen liegt. Dann fühlen wir, wo etwas „verklebt“ ist, wo zu viel oder zu wenig Bewegung ist und versuchen als „Vermittler“ wieder ein harmonisches Miteinander aller Strukturen herzustellen.

 

Arbeitet jeder Osteopath gleich?

Die Menschen sind verschieden. Das ist bei uns Osteopathen nicht anders.

 

Ist es als Patient denn wichtig, dass man an die Osteopathie glaubt?

Nein, mit Glaube hat das nichts zu tun. Die Osteopathie ist eine Wissenschaft. Wir behandeln auch die größten Skeptiker. Doch auch wir wissen über die Existenz des Placebo-Effektes und Glaube versetzt ja bekanntlich Berge, daher ist es kein Nachteil, wenn man an die Osteopathie glaubt.

 

Wer heilt hat Recht, oder?

Wir sind keine Heiler. Unserer Meinung nach kann sich der Patient nur selbst heilen. Jeder Mensch trägt das Potenzial zur Selbstheilung in sich. Das heißt in gewisser Weise sind wir alle Heiler. Unsere Arbeit besteht darin die Heilung in Gang zu setzen, damit sich das System wieder selbst reguliert.

 

Wie schafft man es denn gesund zu leben?

Das ist sehr individuell und wir sind keine Freunde von Vorschriften und allgemein gültigen Ratschlägen. Ich denke persönlich, dass "glücklich sein" ein Hauptfaktor ist, um auch gesund zu sein.

 

Sie beide sind ja auch Heilpraktiker, üben Sie noch weitere Verfahren aus?

Unsere Leidenschaft ist ganz klar die Osteopathie. Es kann vorkommen, dass wir auch mal einen Abstecher in andere naturheilkundliche Verfahren machen, z.B. ein paar Globulis, Schüssler Salze oder Bachblüten, das ist aber in der Regel gar nicht nötig, Wir sind tief in unseren Herzen von der Ganzheitlichkeit der Osteopathie überzeugt.

 

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!

(Das Interview führte Wolfgang Schieferstein R.I.P.)

Bild Sidebar Header

So erreichen Sie uns:

Telefon: 069 - 75 65 95 68

praxis@osteopathie-jentsch.de


Heerstraße 291

60488 Frankfurt am Main


Öffnungszeiten:

Mo. - Do.: 09:00 - 19:00 Uhr

Termine nur nach Vereinbarung!